Kolumne_Michael_Roth
Gedanken zum Jahresanfang und dem Gesundheitssystem
Alle sind, alles ist: In Bewegung! Sogar die Galaxien im Universum entfernen sich mit rasender Geschwindigkeit voneinander. Der Mensch auf der Erde, im scheinbar unendlich großen Meer der Himmelskörper, bedarf einer guten Balance aus Ruhe und Bewegung. Während wir in der Kindheit kaum ein paar Minuten die Beine stillhalten können, sinkt der natürliche Bewegungsdrang mit den Lebensjahren.
Kombiniert mit den überwiegend sitzenden Tätigkeiten in der Digitalgesellschaft und dem Überfluss an – zudem größtenteils auch noch ungesunder – Nahrung entwickeln sich viele von uns zu regelrechten Couch-Potatos.
Männer bekommen dann „gerne“ einen dicken (Bier-)Bauch, Frauen werden an Oberschenkeln, Po und Hüften rundlicher. Die Muskelmasse schwindet, der Energiegrundumsatz wird kleiner. Gleichzeitig bewegen wir uns weniger, essen aber nach Lust und Gelüsten fröhlich weiter. Beste Voraussetzung für die heute üblichen Zivilisations-Symptome und – Krankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes u. v. a. m.
Unser Gesundheitssystem ist bestens darauf vorbereitet (Achtung, Ironie…). Oft beginnt der Arzt oder die Ärztin heute, nach einem freundlichen „Guten Tag!“ das Gespräch mit den Worten „Was führt Sie zu mir?“. Schon hier haben wir einen Systemfehler. Denn eigentlich müsste die medizinische Fachkraft sagen „Wir besprechen nun Dinge, die Sie tun können, um Zivilisationskrankheiten in 10 oder 20 Jahren vorzubeugen.“ Weg von einer fast ausschließlich therapeutischen zu einer zunehmend prophylaktischen, wissens- und erkenntnisbasierten Medizin, dass erhoffen wir uns als Lehre aus der Corona – Pandemie.