Sport ist Lösung des Problems
Im Spitzensport ist auch trotz der Pandemie einiges los. Im Allgemeinen sieht es aber schlecht aus mit der sportlichen Betätigung in Zeiten von Corona. Dabei heißt es doch immer, dass Sport gesund ist. Sportwissenschaftler Ingo Froböse befürchtet, dass der Bewegungsmangel eine neue Pandemie mit sich bringen könnte.
Falsches Image
Der deutsche Sportwissenschaftler Ingo Froböse ist sich sicher: „Wir beantworten die Pandemie nicht mit den richtigen Werkzeugen. Denn Sport ist nicht das Problem, sondern wäre die Lösung. Die Lösung nämlich, um uns vor dem Virus zu wappnen. Wir wären vom Immunsystem, aber auch von unserer Gesundheit und Fitness her viel besser ausgestattet, wenn wir regelmäßig körperlich aktiv wären“, so der Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung an der Deutschen Sporthochschule Köln.
„Aber leider wurde der Sport in die Ecke der Gefahr gedrängt“, bedauert Froböse. Der Grund: „Man unterstellt dem Sport relativ enge Körperkontakte, aber es gibt auch Sportarten, die sehr wohl ohne die Problematik der Aerosole durchgeführt werden können. Insofern ist mir der Blick auf den Sport viel zu undifferenziert durchgeführt worden“, findet der Wissenschaftler. Darunter leide das Image des Sports.
In ganz Europa habe der Sport keine Lobby, anders ergeht es dem Profisport, der ja gerade stattfindet: „Fernsehsport und der kommerzielle Sport ist da“, so Froböse. Ansonsten werde Sport aber unter dem Aspekt des Luxus betrachtet – ähnlich wie Kultur: „Dabei ist Sport eine biologische Grundfunktion. Es ist aber nicht erkannt worden, welche Bedeutung der Sport für die Gesundheit, Kultur, Gesellschaft, für das Leben sowie für die emotionalen und sozialen Kontakte besitzt.“
Neue Pandemie durch Sportmangel
Der Breitensport habe verloren, weil seine Wertigkeit nicht erkannt wurde. Froböse sieht aber einige Lösungsmöglichkeiten für dieses Imageproblem. Erstens müsse wissenschaftlich nochmal klar dokumentiert werden, welche Effekte der Sport hat: „Kurzfristig, mittelfristig und langfristig“, so der Wisssenschaftler. „Und auch die Folgen des Nichtstuns müssen dokumentiert werden. Ich denke, wir haben gerade eine neue Pandemie des Bewegungsmangels vor uns. Und diese Folgen werden wir demnächst bezahlen müssen.“
Es sei also wichtig, zu dokumentieren, was während der Pandemie falsch gelaufen ist: „Wissenschaftliche Aussagen werden dann hoffentlich dafür sorgen, dass wir eine größere Akzeptanz des Sports erfahren.“
Außerdem hofft Froböse auf regionale, nationale, aber auch europaweite Kampagnen, um Menschen zurück zum Sport zu führen: „Die Kilos müssen weg, der Blutzucker muss wieder normalisiert werden, wir müssen wieder Muskeln aufbauen. Auch in der Bildung muss Körperlichkeit wieder mehr stattfinden: Homeschooling hat sich hauptsächlich auf die Hauptfächer beschränkt. In die Nebenfächer muss in Zukunft wieder mehr investiert werden“, so Froböse. „Und vor allem müssen wir gegen die Pflegebedürftigkeit vorgehen. Spezielle Trainings können gegen Muskelabbau im hohen Alter helfen.“
Froböse wünscht sich ein schnelles Umdenken: „Wir können eine Gesundheitskrise nicht ökonomisch angehen, wie wir es gerade tun, sondern gesundheitlich.“ Und das funktioniere über Sport und Ernährung.
„Wir wissen auch, dass das Wegsperren ebenfalls psychische und mentale Auswirkungen hat“, so der Sportwissenschaftler. Sport helfe auch in diesem Aspekt – bei emotionalem und sozialem Stress. „Da muss körperliche Aktivität als Balance und Ventil her.“
Quelle: https://brf.be/sport/1465217/
Bewegung und Sport bei Krebs